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Graue Energie

Graue Energie und Umweltbelastung von Heizungssystemen

Sich mit Grauer Energie zu befassen heisst, ein Stück Wahrheit zu suchen. Dazu muss man in die Tiefe gehen und sich nicht vom Schein der Dinge täuschen lassen.

Wenn wir beispielsweise einen Dampfzug rauchend und zischend neben der elektrischen Eisenbahn einfahren sehen, sind wir stark beeindruckt. Diesen drastischen Unterschied, den wir sehen, riechen, hören und körpererbebend fühlen können, gilt es genauer zu untersuchen. Ist die elektrisch betriebene Bahn wirklich umweltfreundlicher?

Das Buch dazu hier erhältlich

Wir leben in einer technischen Welt. Die grosse Mehrheit der Menschen sind blosse Anwender technischer Einrichtungen. Funktionsprinzipien und Auswirkungen auf die Mitwelt übersteigen oft das Verständnis breitester Kreise.

Mit Grauer Energie wird diejenige Energie bezeichnet, welche im Zusammenhang mit einem Produkt oder einer Dienstleistung aufgewendet werden muss, aber nicht unbedingt unmittelbar bemerkt wird. 

Als Energieverbrauch beim Heizen mit Öl wird einzig der stetig sinkende Füllstand des Heizöltanks bemerkt, der aus diesem Grund periodisch aufgefüllt wird.

Doch damit ist es natürlich nicht getan. Zu diesem direkt bemerkbaren Energieverbrauch kommen hinzu die Aufwendungen dafür:

  • Brennstoffbreitstellung (Ölförderung- und Transport, Raffination, Entschwefelung,...)
  • Heizkesselherstellung (Produktionsaufwände, Unterhalt der Herstellerfirma)
  • Bereitstellung der Infrastruktur (Öltank, Kamin, Betrieb des Brenners,...)
  • Unterhalt des Heizungssystems (Service)
  • Entsorgung (Abfälle, Ersetzten des Heizkessels,...)


Diese Liste liesse sich beliebig verlängern. In jedem dieser Teilschritte, die zur Wärmeerzeugung benötigt werden, wird Energie aufgewendet. Diese ist für den Endverbraucher weder mess- oder fühlbar, noch ist sie auf einem Lieferschein schwarz auf weiss aufgeführt. Deshalb wird sie (versteckte) «Graue Energie» genannt. Diese Graue Energie erhöht den totalen, weltweiten Energieverbrauch zusätzlich zum Heizölverbrauch und muss diesem folglich belastet werden.

Wie viel Energie braucht Energie?

Für 1'000 MJ Nutzenergie muss folgende Energie aufgewendet werden:
Beispiel: Um von der Sonne 1'000 MJ Wärme zu gewinnen, müssen 1'263 MJ hineingesteckt werden. Davon sind 247 MJ nicht erneuerbar.

Dabei ist ersichtlich, dass Kohle als Wärmequelle am schlechtesten abschneidet. Es muss fast doppelt so viel Energie investiert werden als schliesslich gewonnen wird.
Noch extremer ist die Aufbereitung von Strom aus dem europäischen Stromnetz. Damit 1 MJ Nutzenergie zur Verfügung stehen, werden 4.5 MJ nicht-erneuerbare Primärenergien verbraucht.

Wird der nichterneuerbare Anteil verglichen wird ersichtlich, dass Heizen mit Holz am umweltfreundlichsten ist.

  Wärme Sonne Wärme Holz Wärme Gas Wärme Öl Wärme Kohle Strom Europa Strom CH Strom Sonne
Holz (2) 1898 (1) (1) (14) (50) (42) (32)
Rohbrenngase 16 6 1238 69 33 334 19 56
Rohöl 365 56 43 1336 163 440 70 78
Rohkohle 51 9 13 18 1662 1205 25 157
Abbrandenergie Uran 145 70 82 96 85 2521 3438 346
Fall-Energie Wasser 26 16 18 18 16 219 829 25
Sonnenenergie 990 0 0 0 0 0 0 1000
Total MJ 1263 2055 1394 1537 1919 4719 4381 1662
davon nicht erneuerbar 247 141 1376 1519 1903 4500 3552 637

Welche Menge an Treibhausgasen entstehen?

Ohne Atmosphäre wäre die Erde temperaturmässig dem Mond sehr ähnlich. Diese Gashülle wirkt wie eine Glasscheibe und erhöht die Jahresmitteltemperatur um 33°C. Der grösste Anteil dieser Erwärmung stammt von Wasserdampf in der Atmosphäre (62%), ein weiterer Teil vom Kohlendioxid CO2 (22%) und das übrige vom kleinen Rest der Atmosphäre, den Spurengasen (16%). Durch menschliche Aktivitäten erhöhen sich die Anteile von CO2 und anderen Spurengasen (bodennahes Ozon, Lachgas, Methan, FCKW und andere) laufend, und zwar exponentiell (der Anstieg wird immer schneller). Ein Klimawechsel scheint also unvermeidlich.

Bei Vergleich stellen wir fest, dass beim Heizen mit Europäischem Strom am meisten CO2 freigesetzt wird. Aber auch Kohle- und Ölheizungen tragen viel zum Treibhauseffekt bei.

Auszüge aus dem Buch «Graue Energie», von Markus May, Verlag Jenni Energietechnik AG, CH-3414 Oberburg