Club of Rome – die Grenzen des Wachstums

Interview mit Dennis Meadows
Selbst in Anbetracht des knapper werdenden Erdöls hört man häufig und hartnäckig, sämtliche Voraussagen über das Ausgehen des Öls seien bisher nicht eingetroffen. Der Club of Rome habe schon 1972 gesagt, das Öl gehe in 30 Jahren aus und heute haben wir immer noch Öl. Diese Argumentation ist aus verschiedenen Gründen nicht stichhaltig und gleicht einer Vogel-Strauss-Politik nach dem Motto «was ich nicht hören will, kann auch nicht sein.»

 

Die zentrale Aussage des Club of Rome von 1972 war:
«Auf einer begrenzten Erde ist grenzenloses Wachstum nicht möglich.»
«Wir werden diese Grenzen erreichen.»
«Wir müssen und können dagegen etwas tun.»

 

Betreffend Erdöl (Petroleum) hat der Club of Rome ausgedrückt:
«Heute (1972) sind 72.5 km3 Erdölreserven bekannt, diese reichen beim Verbrauch von 1972 für 31 Jahre. Unter der Annahme, dass der Verbrauch 3.9% pro Jahr zunimmt, reichen sie noch 20 Jahre. (Von 1965 bis 1975 nahm der reale Verbrauch im Durchschnitt um 5.8% zu). Wenn man annimmt, dass die Reserven fünfmal grösser sind und der Verbrauch weiter mit 3.9% jährlich zunimmt, reichen sie noch für 50 Jahre.» (siehe untenstehende Tabelle)

 

Rohstoffart
bekannte Reserven 
statischer Index 
mittlere jährliche Zuwachsrate des Verbrauchs 
exponentieller Index 
exp. Index bei angenommener 5-facher Menge der Reserven
Molybdän
4,95 Mio t
79 Jahre
4.5%
34 Jahre
65 Jahre
natürliche Gasvorkommen
32'300 km³
38 Jahre
4.7%
22 Jahre
49 Jahre
Nickel
66,5 Mio t
150 Jahre
3.4%
53 Jahre
96 Jahre
Petroleum
72.5 km³
31 Jahre
3.9%
20 Jahre
50 Jahre
Platin-Gruppe
13'300 t
130 Jahre
3.8%
47 Jahre
85 Jahre
Silber
170'000 t
16 Jahre
2.7%
13 Jahre
42 Jahre
Zinn
4,35 Mio t
17 Jahre
1.1%
15 Jahre
61 Jahre
Wolfram
1,32 Mio t
40 Jahre
2.5%
28 Jahre
72 Jahre
Zink
123 Mio t
23 Jahre
2.9%
18 Jahre
50 Jahre
Auszug aus Buch «die Grenzen des Wachstums»

 

Heute, 36 Jahre später, haben wir das Maximum der Ölförderung mit grosser Wahrscheinlichkeit erreicht. Obschon immer intensiver nach Öl gebohrt wird, weisen immer mehr Länder eine sinkende Ölförderung auf (Ölförderzahlen nach BP-Statistik). Die Weltreserven sind viel genauer bekannt und man weiss auch recht genau, wie viel oder wie wenig neues Erdöl noch gefunden werden kann. Mit der Annahme, die nutzbaren Reserven seien das Fünffache der 1972 bekannten Menge, war der Club of Rome eher zu optimistisch. Mit der angenommenen Verbrauchszunahme von 3.9% lag er zu hoch. Der Ölverbrauch nahm seit 1972 nur noch mit durchschnittlich 1.25% zu. Wäre die Zunahme bei 3.9% geblieben, würden wir heute anstelle von 3'950 Mio. Tonnen Öl/Jahr eine Menge von 10'120 Mio. Tonnen Öl/Jahr verbrauchen. Diese Ölmenge wäre schlicht nicht zu fördern und hätte bereits heute gravierendste Folgen für unser Klima.

 

Der Bericht des Club of Rome hat mit anderen Einflüssen dazu beigetragen die Zuwachsrate zu dämpfen, so dass wir den Kollaps der Ölwirtschaft mit allen negativen Folgen nicht schon längst erlebt haben. Wer meint, der Club of Rome habe sich geirrt, irrt selber, denkt zu kurzfristig, hat den Bericht nicht richtig gelesen und schon gar nicht verstanden oder spricht andern etwas nach, was ihm gefällt. Wir müssen auch bedenken dass die weltwirtschaftlichen Probleme nicht dann beginnen, wenn das Öl ausgeht, sondern wenn die Menschheit nicht mehr so viel Erdöl fördern kann, wie sie gerne verbrauchen möchte, wenn das Öl knapp wird und die Förderung zu sinken beginnt. Unsere Wirtschaft, unser ganzes Wachstum, die Steigerung der Nahrungsmittelproduktion sind auf immer mehr Energie angewiesen. Ist das nicht mehr gewährleistet, kommt alles in Stocken, es kann zu Verteilkämpfen und wirtschaftlichen Verwerfungen führen. Jede Wirtschaftspolitik, die das Heil in weiterem nicht nachhaltigem, quantitativem Wachstum sucht und dabei immer mehr Rohstoffe verschleudert, ist zum vornherein zum Scheitern verurteilt, mit Nachteilen für uns alle.

 

Das Buch des Club of Rome kann noch antiquarisch, z.B. bei Amazon.de bezogen werde, es ist aktueller denn je. Nur schade, dass die Menschheit die vergangenen 36 Jahre nicht besser genutzt hat, unser Wirtschaftssystem in eine ökologische Kreislaufwirtschaft umzubauen.

 

Josef Jenni, Initiant Oil of Emmental, Oberburg
 
Nachfolgend noch einige interessante Zitate aus dem Buch:
«Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.»
S.17
«Mit der langsamen Erschöpfung der Rohstoffvorräte wird immer mehr Kapital erforderlich, um gleiche Mengen von Rohstoffen zu gewinnen. Damit sinkt die Wirksamkeit des Kapitals.»
S.85
> Ganze Seite mit Grafik, S.113 / PDF
> Ganze Seite mit Grafik, S.119 / PDF
«Wenn immer diese Wertmassstäbe im Modell wirksam werden, jagt das Wachstum immer weiter gegen einen Grenzwert, schiesst darüber hinaus und bricht dann zusammen.» S.129
«Die zur Überwindung der natürlichen Widerstände gegen die Wachstumsprozesse eingesetzten technischen Mittel haben sich als so erfolgreich erwiesen, dass sich das Prinzip des Kampfes gegen Grenzen geradezu zu einem Kulturidol entwickelt hat und die Menschen nicht erlernten, Grenzen zu erkennen und mit ihnen zu leben.» S.136
«Ist es besser, innerhalb gesetzter Grenzen zu leben, indem man dem Wachstum Beschränkungen auferlegt, oder soll man das Wachstum fortschreiten lassen, bis sich neue natürliche Grenzwerte ergeben, und hoffen, dass sich eine neue technologische Möglichkeit zeigen wird, um das Wachstum fortzusetzen?» S.137
«Das Wachstum wird dann durch Lasten abgewürgt, die sich dem menschlichen Einfluss entziehen und, wie das Weltmodell erkennen lässt, sehr viel schwerwiegender sein könnten als die, welche sich die Gesellschaft selbst auferlegen müsste.» S.139
«Wenn man sich entscheidet, nichts zu tun, entscheidet man sich in Wirklichkeit, die Gefahren des Zusammenbruchs zu vergrössern. Wir können nicht mit Sicherheit vorhersagen, wie lange der Mensch die Kontrollmassnahmen gegen das Wachstum noch hinausschieben kann, ehe er die Möglichkeit dazu verliert.» S.164